Teil 8: Wie verkoste ich einen Whisky?

On the rocks? Runterkippen wie einen Kurzen? Mit Cola mischen? Neben einer kubanischen Zigarre? Grundsätzlich gilt: Jeder, wie er mag! Whisky ist ein tolles Genußmittel, das eine Freude bereiten soll. Kenner verkosten den Whisky jedoch in der Regel auf eine andere Art. Um den Whisky voll und ganz auszukosten, sollte der Whisky auf Zimmertemperatur sein, damit sich die Aromen vollkommen entfalten können. Eiswürfel verfälschen den Geschmack und verändern die Zusammensetzung des Whiskys, sodass viele Aromen nicht mehr aufgenommen werden können. Bei einer richtigen Verkostung werden folgende Schritte berücksichtigt:

Inhaltsverzeichnis:

  1. Optik
  2. Nosing
  3. Geschmack
  4. Abgang
Nosingglas mit Whisky
Nosingglas mit Whisky

1. Optik

Wir schauen uns zu aller erst die Farbe des Whiskys an, um erste Anhaltspunkte festzustellen. Vorher prüfen wir, ob Farbstoff hinzugefügt wurde.
Ist dies des Fall, kann man über die Farbe in der Regel kein Urteil bilden. Falls jedoch kein Farbstoff enthalten ist, können wir ein wenig erahnen, was uns erwartet.
Wenn wir es z. B. mit einem 21 jährigen Whisky zu tun haben, der vollständig in Sherry Fässern gereift ist, aber dennoch einen relativ hellen Farbton aufweist, dann deutet dies möglicherweise auf folgendes hin:
– Es ist ein guter Anteil an Second oder sogar Third Fill Fässern vorhanden (Master Blender kombinieren gerne First mit Second oder Third Fill Fässern),
– die Fässer geben nicht mehr allzu viel her.

Jetzt wird der Whisky kurz und kräftig im Glas geschwenkt. Wir können nun beobachten, wie die Flüssigkeit hinunter läuft. Entweder läuft der Whisky ölig und langsam herunter (in der Regel bei Whiskys mit Fass-Stärke) oder er fließt wieder schnell zurück. Je langsamer, desto höher ist der Alkoholgehalt. Genaue Rückschlüsse kann man auf den Whisky natürlich noch nicht ziehen, dies machen wir aber jetzt im Anschluss.

2. Nosing

Für das Nosing sollten (müssen!) geeignete Gläser verwendet werden. Das Thema mit den Gläsern folgt im nächsten Teil.
Nun gehen wir mit der Nase an das Glas. Dabei schwenken wir vorher noch einmal kurz und kräftig den Whisky im Glas, damit die Glaswand mit dem Whisky bedeckt ist. Die Nase muss dabei nah genug am Whisky sein. Wenn es in der Nase brennt, waren wir zu nah dran. Wir können jetzt einige Aromen herausriechen. Die groben Aromen fallen sofort in der Nase auf (Rauch, Torf). Wir gehen mehrmals mit der Nase ran, um auch die feineren Aromen herauszuriechen.
Besonders komplexe Whiskys brauchen viel Zeit. Manche müssen auch im Glas „atmen“. Mit dem ersten Kontakt haben wir noch lange nicht alle Aromen in der Nase. Auch ergeben sich manche Aromen erst nach dem ersten Schluck.
Ebenso kann es sehr gut sein, dass wir bei einer nachträglichen Verkostung des gleichen Whiskys andere / ergänzende Aromen finden. Vor allem bei hochkomplexen Single Malts ist dies eher die Regel. So kann der Geschmackseindruck bei der nächsten Verkostung anders erscheinen.

3. Geschmack

Nachdem wir nun die erste Aromen mit der Nase aufgenommen haben, nehmen wir einen kleinen Schluck. Dabei wird dieser nicht heruntergekippt wie ein Kurzer, sondern im Mund so bewegt, dass der Whisky alle Bereiche der Mundhöhle (insbesondere auf der Zunge) berührt. Als Faustregel kann gelten: Der Whisky muss soviele Sekunden im Mundraum bleiben, wie alt er ist. Bei einem 12 jährigen Single Malt würde das bedeuten, dass der Whisky 12 Sekunden lang im Mund hin und her bewegt wird.
Wir versuchen dabei, einzelne Aromen herauszuschmecken und denken dabei auch an die Aromen, die wir mit der Nase aufgenommen haben. Falls wir keine Aromen finden können, nehmen wir uns die Whiskyflasche und dessen Karton zur Hand und lesen den Aufdruck. Oft beschreibt der Hersteller kurz, welche Aromen der Whisky hergibt. Falls das auch nicht hilft, ist das kein Beinbruch. Wie sonst auch gilt: Erfahrung macht den Meister! Es warten noch viele Whiskys, die probiert werden möchten. Abschließend wird der Whisky heruntergeschluckt.

4. Abgang

Nach dem Herunterschlucken des Whiskys achten wir jetzt auf den Mundraum und die Speiseröhre. Hier können wieder ganz andere Aromen hervorstechen, die wir beim Nosing und Schmecken erst gar nicht aufgenommen haben. Schmecken wir die Aromen, die wir zuvor aufgenommen haben? Wie lange wirkt der Whisky nach? Wirklich gute Whiskys haben einen anhaltenden Geschmack im Abgang, der noch nachwirkt. Ein weiteres Merkmal beim Verkosten ist das Gefühl im Hals. War der Whisky weich wie Butter? Kratzt es im Hals? Dröhnt er noch mal ordentlich nach und hinterlässt einen tollen Eindruck?

Abschließend ist noch zu sagen, dass jeder anders schmeckt und auch auf einer anderen Erfahrungsebene schwebt.

Teilen