Allgemein
Heute geht es mal wieder auf die beliebte Insel Islay. Wir probieren den Caol Ila 12 Jahre.
Die Brennerei
Caol Ila ist die größte Brennerei auf der Insel Islay (Stand 2021). Gearbeitet wird mit sechs Brennblasen, die ganze 6,5 Millionen Liter Alkohol im Jahr produzieren. Doch der größte Teil wird für Blends verwendet, wie z. B. für Johnnie Walker.
Auch diese Brennerei hat eine wilde Vergangenheit hinter sich. Dazu gehören mehrere Besitzerwechsel und Schließungen. Gegründet wurde Caol Ila im Jahr 1846.
Malz und Rauch
Wie für Islay Brennereien üblich, verwendet auch Caol Ila Malz, das unter Torfrauch gedarrt wurde. Dieses Malz stammt aus den Port Ellen Maltings und misst einen PPM Anteil von 35. Das ist zwar ordentlich, jedoch sinkt dieser Anteil während der weiteren Verarbeitung ein gutes Stück runter. Wir erwarten einen mittelrauchigen Whisky in unserem Glas.
Der 12 jährige Whisky
Heute geht es also um den 12 Jahre alten Standard. Ohne irgendwelche Finishings reifte dieser Whisky die ganze Zeit über in Bourbonfässern. Er wird mit 43 Volumenprozenten abgefüllt und liegt damit ein wenig höher als die gesetzliche Vorgabe von 40%.
Der Whisky wird per Kühlfiltration gereinigt und bekommt für die einheitliche Farbgebung ein wenig E150A. Das ist die Lebensmittelfarbe der einfachsten Art. Lest dazu gerne den eben verlinkten Artikel dazu.
Geschrieben haben wir diese Tasting Notes Mitte 2021. Zu dieser Zeit wurde eine Flasche für knapp unter 40€ angeboten und lag damit im Rahmen. 12 jährige Standards diverser Brennereien liegen in der Regel im preislichen Rahmen zwischen 30 – 40€. Es kann auch mal drunter gehen (z. B. Auchentoshan 12 Jahre oder Bowmore 12 Jahre), oder aber auch drüber (z. B. Balvenie 12 Double Wood oder Dalmore 12 Jahre).
Optik
Die Flasche wirkt alt und macht echt etwas her. Uns gefällt das Design sehr gut. Der Whisky ansich zeigt sich in hellen Strohfarben. Vermutlich würde die Farbe noch blasser ausfallen, wenn der Farbstoff nicht wäre. Ex-Bourbonfass Whiskies fallen eben heller als Ex-Sherryfass Whiskies aus.
Nosing
Nach dem Entkorken der Flasche war unser erster Dram ein wenig enttäuschend. Aber wir wissen: So schnell kannn man keinen Dram be(ver-)urteilen! Denn die allgemeine Meinung über diesen Dram unter den Kennern ist sehr positiv.
Also lassen wir uns Zeit mit den Notes. Inzwischen ist die Flasche zu 3/4 voll, jetzt wird es mal so langsam Zeit für die Tasting Notes!
Nach dem ersten Kontakt wird gleich klar: Das ist kein Easy-Sipper. Der Rauchanteil ist deutlich und schlägt die phenolische Richtung ein. Wir würden den Rauch als kalt bezeichnen. Da dieser jedoch nicht so extrem ist, dürfte das für Liebhaber moderat rauchiger Whiskies nicht allzu schlimm sein. Denn manche sprechen bei phenolischem / medizinischem Rauch von Stinkern.
Außerdem lässt dies Platz für weitere Aromen, da diese nicht in der Rauchwolke verschwinden. Eine Frische kommt uns entgegen, wir denken an Zitronen. Begleitet wird das Aroma von ein wenig Süße.
Früchte sind im Anmarsch und werden immer deutlicher, doch die Vanille wird intensiver. Zwischen dieser Süße und dem Rauch stecken die Früchte fest. Wir denken an saftige Clementinen mit Schale. Doch da ist noch mehr. Ist es ein roter Apfel oder sogar Birne? Das können wir leider nicht genauer entschlüsseln.
Unsere Geduld hat sich gelohnt, denn das Nosing war herrlich! Manchmal braucht es einfach mehr Zeit, das können sogar Wochen oder Monate sein.
Geschmack
Nach dem intensiven Raucharoma hätten wir diese Leichtigkeit nicht erwartet. Rauch gehört zu den starken, intensiven Aromen, da denkt man dann eher an einen kräftigen Whisky. Doch der Caol Ila 12 gleitet weich vor sich hin.
Natürlich ist das Raucharoma vorhanden und erinnert uns an Kohle. Eine zarte Fruchtigkeit ist vorhanden, auf die wir nicht näher eingehen können. Jedenfalls geht es aber schon in die Richtung eines Apfels.
Die maritimen Noten sind ausgeprägt, so entsteht ein Aroma von salzigem Speck, begleitet von süßer Vanille. Die Eichennoten bringen ein wenig Bitterkeit ins Spiel und versorgen den Mundraum mit dunkler Schokolade.
Abgang
Auch im Nachklang zeigt sich salziger Rauch. So in dieser Form hatten wir das bisher noch nie.
Anfangs mit leichter Süße, kommen uns später Zartbitterschokolade und Grapefruits entgegen. Kein Einschlag der Eiche, keine starke Bitterkeit, kein pfeffriges Prickeln; der Whisky ist weich und sogar ziemlich süffig.
Rauch und Seetang verbleiben noch eine Weile.
Kommentar
Ihr habt die Flasche frisch entkorkt? Dann lasst euch ruhig ein paar Drams Zeit! Denn unser erster Dram war ein wenig enttäuschend. Das Blatt hat sich aber gewendet. Manche Whiskies brauchen einfach eine Menge Zeit, weshalb Samples (Proben) nie die ganze Wahrheit sagen.
Wir haben mit den Tasting Notes erst angefangen, nachdem 1/3 der Flasche leer war.
Der Caol Ila 12 Jahre ist ein Whisky mit phenolischem Rauch, der jedoch genug Platz für weitere Aromen bietet. Dabei ist dieser Whisky weich und zart und bietet ein Meer an maritimen Noten, ohne wuchtig zu werden.
Du möchtest mit ordentlich rauchigen Whiskies anfangen? Bowmore reicht dir nicht mehr? Dann ist das deine Flasche. Beim nächsten Mal geht es dann mit Laphroaig oder Ardbeg weiter.
Eigenschaft | Wert |
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Herkunft | Highlands |
Sorte | Single Malt |
Alter | 12 Jahre |
Volumenprozente |
43
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Abfüller | Original |
Fasstyp | Bourbon |
Whiskybase ID | 23 |
ohne Farbstoff | |
ohne Kühlfiltrierung | |
Frucht | |
Süße | |
Würze | |
Sherry / Wein | |
Rauch | |
Intensität | |
Komplexität | |
Fazit | |
Punkte |
89
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