Gilors Peated

Heute geht es mal nach Hessen, und zwar nach Kriftel. Hier ist die Brennerei Henrich beheimatet, die den Gilors Whisky herstellt. So auch unseren heutigen Kandidaten Gilors Peated.

Die Geschichte der Brennerei geht in das Jahr 1970 zurück, als die Großeltern der aktuellen Besitzer den Obsthof an den Ortsrand verlegten. 13 Jahre später erwarb der Vater das Brennrecht. Die Familie Henrich begann, Obstbrände und Kräuterliköre herzustellen. Währenddessen wurde der Obstbaubetrieb stets erweitert.

Im Jahr 2006 konnte eine Verschlussbrennerei in Betrieb genommen werden. Zwei Jahre später kam die Idee auf, Whisky zu produzieren – ab 2009 Single Malt Whisky.

Für diese Abfüllung wurde getorftes Malz aus Schottland verwendet (40 PPM). Die Herstellung ergab 256 Flaschen à 0,5 l. Destilliert 2012/2013, abgefüllt Mai 2021. Reifung: ausschließlich Bourbonfässer (7–8 Jahre). Wie bei deutschen Whiskies üblich: ohne Farbstoff und nicht kühlgefiltert.

• Herkunft: Deutschland – Südhessen (Kriftel)
• Sorte: Single Malt Whisky
• Rauchigkeit: 40 PPM (getorftes Malz aus Schottland)
• Fasstyp: Bourbon (vollständige Reifung)
• Alkoholgehalt: 54,9 % Vol. (Cask Strength)
• Alter: 7–8 Jahre (Dest. 2012/2013, Abf. 05/2021)
• Kühlfiltrierung: Nein
• Farbstoff: Nein
• Auflage: 256 × 0,5 l

Kräftiges, klares Gold mit kupfernem Schimmer – typisch für aktive Bourbonfässer. Beim Schwenken bilden sich dichte Kirchenfenster, die langsam ablaufen und auf eine ölige, substanzielle Textur hindeuten. Keine Trübung, kein Schwebstoff; die Farbe wirkt natürlich und passt zur fassstarken Abfüllung. Gegen das Licht zeigt sich ein feiner, rötlicher Reflex, der die Tiefe im Glas unterstreicht.

Kaffee eröffnet, danach Honig und Malz. Dann der Rauch: fleischig/umami, etwas Holz, Popcorn. Viel Power; der dumpfe Rauch erinnert an Gummi, Plastik, Motoröl, Auspuff – Tankstellen-Assoziation. Die Rauchintensität bleibt moderat, sodass Zitrone und gelbe Früchte Platz finden. Süße Noten: Vanille, etwas „marzipanig“, Zuckerwatte; dazu Sesam. Mit Wasser wird der Rauch gummiger/teeriger – nicht zwingend vorteilhaft.

Sehr intensiv, keineswegs mild. „Rauch“ im Sinne von angebranntem Gummi/Motoröl/Kunstleder setzt sich fort. Vanillesüße mit leichter Klebstoff-Assoziation. Schwer auf der Zunge, weißer Pfeffer, feuchtes Holz (draußen gelagert). Mit Wasser verliert er deutlich an Aroma; Gummi/Teer treten stärker hervor – das Sample reicht uns.

Langanhaltend und wärmend, mit trockenem Finale. Zunächst baut sich ein Film aus Vanille und heller Karamellsüße auf, bevor würzige Eiche, weißer Pfeffer und eine dezente Bitternote übernehmen. Der charakteristische „Werkstatt“-Rauch (Gummi/Öl) bleibt im Hintergrund präsent, wird aber von einer zitronigen Frische und einer Spur Getreide abgefedert. Mit etwas Luft wirkt der Nachhall strukturierter; mit Wasser verkürzt er sich und betont eher Gummi/Teer – pur zeigt er die beste Balance.

Ein kompromissloser, charakterstarker Deutscher: Der Gilors Peated setzt auf Kraft, Textur und eigenwilligen Rauch fernab klassischer Islay-Assoziationen. Handwerklich sauber, aber aromatisch polarisierend – „Werkstatt-Noten“ muss man mögen. Wer Neuland sucht, bekommt ein markantes Erlebnis; wer süß-fruchtige Peater erwartet, wird weniger abgeholt. Für uns: spannend als Tasting-Erfahrung und Gesprächsthema, als Dauerbewohner im Regal jedoch nur, wenn genau dieser Stil die eigene Nische trifft.

Eigenschaft	Wert
Herkunft	Südhessen
Sorte	Single Malt
Alter	7-8 Jahre
Volumenprozente	54,9
Abfüller	Original
Fasstyp	Bourbon
Jahrgang	2007 / 2008
Abfüllungsjahr	2021
Whiskybase ID	184449
ohne Farbstoff
ohne Kühlfiltrierung
Frucht
Süße
Würze
Sherry / Wein
Rauch
Intensität
Komplexität
Fazit
Punkte	66 / 100