
Allgemein
Heute wieder Schwaben im Glas – diesmal kein Single Malt, sondern ein Single Grain: der Finch Corn Edition. Ein schwäbischer Hochland-Whisky mit ordentlich Maisanteil, der den Blick Richtung „Bourbon-Profil“ lenkt.
Deutscher Bourbon?
Im Kern erfüllt er die Idee: Die Maische besteht zu mindestens 70 % aus Mais (Corn), angebaut auf eigenen Feldern. Bourbon darf sich der Whisky dennoch nicht nennen – die Herkunft liegt nicht in den USA. Stilistisch geht’s also in die Richtung, rechtlich bleibt es ein schwäbischer Single Grain.
5 Jahre Reifung
Auf dem Etikett kein Alter, auf der Website klar: fünf Jahre Reifezeit. Gelagert wurde in American Standard Barrels mit Jack Daniel’s-Vorbelegung – also ein klassischer Ex-Bourbon-Weg, der Vanille, Karamell und helle Frucht fördern kann. Abgefüllt mit 46 %, ohne Farbstoff und ohne Kühlfiltrierung.
Fakten zum Finch Corn Edition
- Destillerie: Finch Schwäbische Highland-Whiskybrennerei
- Herkunft: Deutschland (Schwaben)
- Sorte: Single Grain
- Alter: 5 Jahre (laut Herstellerangabe)
- Fässer: Ex-Bourbon (Jack Daniel’s ASB)
- Alkoholgehalt: 46 % vol
- Ohne Farbstoff & ohne Kühlfiltrierung
Optik
Im Glas zeigt sich ein helles Gold, deutlich dunkler als Weißwein, aber klar unter dunklem Bernstein – passend zu Ex-Bourbon. Die Textur wirkt schlank bis mittel: feine, eher schnelle Beine laufen am Glas herab. Die Klarheit ist hoch, keine Trübungen, keine Schwebstoffe. Der Eindruck: jung, sauber, geradlinig – ohne „optische Tricks“.
Nosing
Zu Beginn leicht alkoholisch, ohne zu brennen – Luft geben hilft. Dann treten Getreide und helle Zitrusnoten auf: frische Zitrone, später säuerliche rote Äpfel. Eine kleine Vanille-Schiene schiebt an, bleibt aber dezent. Insgesamt präsentiert sich die Nase eher zurückhaltend, mit wenig Tiefe und geringer Dichte.
Mit Geduld runden helle Eiche und ein Hauch Butterkeks das Bild ab. Für die Preisklasse fehlt uns etwas die Fülle – das Nosing bleibt schmal, aber sauber und ohne Fehlnoten.
Geschmack
Am Gaumen zunächst getreidig und spürbar schärfer als erwartet, bevor eine moderate Süße aufzieht. Dazu bittere Zitrusschale (mehr Zeste als Saft) und frühe Eichenwürze, die sich deutlich bemerkbar macht. Beim zweiten Dram nimmt die Schärfe ab, die Süße gewinnt etwas Raum – der Whisky wirkt dann ausgewogener, wenn auch weiterhin eher minimalistisch in der Aromatik.
Nachklang
Frischer Apfel leitet den Abgang ein, begleitet von einem leichten Alkoholstich. Mit kleineren Schlucken wirkt der Nachklang gefälliger: etwas Vanille, helles Holz, der Apfel kippt von grün in rot. Wird der Sip zu groß, drohen trockene Adstringenz und ein unangenehmer Brand – dosiert man richtig, bleibt es ein kurz bis mittellanger, sauberer Abschluss.
Kommentar
Kein Whisky für die große Bühne – aber ein ehrlicher Blick auf das, was ein Mais-getriebener Single Grain aus Ex-Bourbon in fünf Jahren leisten kann. Die Intensität fehlt, dann ließe sich über die Spritigkeit leichter hinwegsehen. Positiv: sauber, geradlinig, ohne störende Fehltöne; mit Luft und kleineren Sips steigert er sich.
Für uns kein Dauerbrenner, aber definitiv probierenswert – schon, um die stilistische Bandbreite von Finch kennenzulernen. Der zweite Dram gefiel uns besser, der Abgang ist die stärkste Disziplin. Wer „deutsches Bourbon-Feeling“ in leichtem, jungen Gewand sucht, kann hier neugierig werden.
| Eigenschaft | Wert |
|---|---|
| Herkunft | |
| Sorte | Single Grain |
| Alter | 5 Jahre |
| Volumenprozente |
46 %
|
| Abfüller | Original |
| Fasstyp | Ex-Bourbon (Jack Daniel’s ASB) |
| Whiskybase ID | 105245 |
| ohne Farbstoff | |
| ohne Kühlfiltrierung | |
| Frucht | |
| Süße | |
| Würze | |
| Sherry / Wein | |
| Rauch | |
| Intensität | |
| Komplexität | |
| Fazit | |
| Punkte |
