The Macallan 12 Jahre Double Cask

Wer tiefer in die Whiskywelt eintaucht, kommt an den großen Namen nicht vorbei: Glenfiddich, Balvenie – und natürlich The Macallan. Heute im Glas: Macallan 12 Jahre Double Cask aus der Core Range – ein moderner Klassiker der Speyside.

Macallan ist paradox: gut verfügbar und dennoch oft knapp. Trotz höherer Preise gehen die Flaschen schnell weg – Angebote sind rasch ausverkauft, mitunter sogar auf „eine Flasche pro Kunde“ limitiert. Beliebt ist der 12-Jährige allemal.

Man findet ihn zwar in vielen Online-Shops und Duty-Free-Regalen, aber sobald eine Rabattaktion läuft, ist er blitzschnell vergriffen. Das liegt nicht nur am Namen, sondern auch am Markenimage – Macallan hat es geschafft, einen Hauch Exklusivität um jede Flasche zu legen. Viele greifen einfach zu, weil sie wissen: „Das ist der Macallan.“

Selbst Whisky-Neueinsteiger kennen den Namen, lange bevor sie die Marke probiert haben. Genau darin liegt die Stärke: ein Whisky, der sich als stilvolles Geschenk ebenso eignet wie als Einstieg in die Sherrywelt.

Macallan pflegt den Luxusanspruch – von Auktionsrekorden (Macallan 1926) bis „Skyfall“ mit einem 1962er im Glas. Gleichzeitig gibt es noch „bezahlbare“ Standardabfüllungen – wobei man über „bezahlbar“ bei 12 Jahren und 70–100 € diskutieren kann.

Doch das Image kommt nicht von ungefähr. Die Brennerei investiert massiv in Qualität und Inszenierung: vom spektakulären Besucherzentrum bis zur kompromisslosen Fasspolitik. Wer einmal vor Ort war, versteht, warum Macallan sich selbst eher als Luxusmarke sieht – ähnlich wie Rolex oder Bentley in ihren Bereichen.

Die Kombination aus Tradition, Architektur, Präsentation und Marketing ist einzigartig in der Whiskywelt. Auch wenn Puristen das mit Skepsis sehen – Macallan hat eine eigene Aura geschaffen. Und ja, ein Teil des Preises ist das Erlebnis, nicht nur der Inhalt.

„Double Cask“ bedeutet hier nicht zwei verschiedene Sherrys, sondern zwei Holzarten: amerikanische und europäische Eiche. Beide werden als sherry seasoned casks mit Oloroso vorbereitet – heute üblich, da traditionelle Bodega-Fässer rar sind. Positiv: Macallan benennt das transparent.

• Destillerie: The Macallan
• Herkunft: Schottland (Speyside)
• Alter: 12 Jahre
• Abfüllung: Originalabfüllung
• Fässer: Oloroso-Sherry, amerikanische & europäische Eiche (seasoned casks)
• Alkoholgehalt: 40 % vol
• Ohne Farbstoff, mit Kühlfiltrierung

Abgefüllt mit 40 %, ohne Farbstoff, aber kühlfiltriert. Für eine Sherryreifung ist der Verzicht auf Zuckerkulör löblich – die Farbe kommt aus dem Fass.

Die lange, elegante Flasche hat Präsenz. Im Glas zeigt sich sattes Gold mit warmen Reflexen – eher Safran als Mahagoni, was eine moderate Sherryprägung erwarten lässt. Die Textur wirkt cremig-ölig; gleichmäßige, mittelbreite „Beine“ ziehen langsam zurück. Klar, sauber, keine Schwebstoffe – die Farbe passt zur Fassgeschichte und muss nicht dunkler sein, um Eindruck zu machen.

Sanfter, milder Einstieg – doch aromatisch erstaunlich präsent. Rosinen, Pflaumenmus und kandierte Orangenschalen treffen auf Vanille und Karamell. Dahinter nussige Anklänge (Haselnuss), ein Hauch Bienenwachs und zarte Würze. Die Oloroso-Signatur ist klar, ohne überladen zu wirken; der Gesamteindruck bleibt cremig und einladend.

Mit etwas Luft entfalten sich Noten von Honig, Mandeln und Buttergebäck. Ein leicht floral-würziger Unterton erinnert an getrocknete Rosen und Muskat. Der Duft ist harmonisch, ausgewogen, fast schon elegant – das ist typisch Macallan. Kein aromatischer Ausbruch, aber fein abgestimmt bis ins Detail.

Wer die Nase länger im Glas lässt, entdeckt eine Spur von getoasteter Eiche und dezenter Sherry-Tiefe, die an feuchten Keller und dunkle Trauben erinnert – sehr angenehm und rund.

Süßer, cremiger Antritt, dann mehr Frucht und wärmende Würze. Orange, Apfel, Toffee und eine Spur Milchschokolade. Die Eiche meldet sich, ohne bitter oder trocken zu werden; punktuell Nelke, eine Prise Muskat. Trotz steigender Intensität bleibt der Whisky weich und zugänglich – keine störende Schärfe, dafür viel Balance.

Nach einigen Sekunden entwickelt sich eine feine Trockenheit, die an Sherryfass erinnert. Vanille, Honig und dezente Eiche mischen sich zu einem angenehm wärmenden Gefühl. Dabei bleibt der Whisky erstaunlich konstant – kein Auf und Ab, sondern ein gleichmäßiger, cremiger Verlauf.

Der Körper ist mittelgewichtig, die Textur fast seidig. Ein Whisky, der sich langsam entfaltet, nicht durch Power, sondern durch Präzision überzeugt. Wer Komplexität sucht, findet sie hier eher in den kleinen Nuancen als in großen Sprüngen.

Zart und geschmeidig gleitet er ab. Süße, Frucht und sanfte Würze hallen mittellang nach; etwas Honig und polierte Eiche bleiben zurück. Ein „gentle dram“, der den Faden aus Nase und Gaumen elegant aufnimmt.

Mit der Zeit kommen noch leichte Noten von Toffee und getrockneten Feigen hinzu, begleitet von einem feinen Film aus Vanille und hellem Holz. Kein dramatischer Abgang, eher ein langsames Verklingen – wie ein Sonnenuntergang über der Speyside. Ruhig, ausgewogen, fast meditativ.

Man möchte fast sagen: Dieser Whisky verabschiedet sich so, wie er auftritt – stilvoll, sanft und kontrolliert.

Wer Kanten sucht, wird hier nicht fündig – und das ist okay. Der Macallan 12 Double Cask spielt die Karte „smooth, cremig, zugänglich“, ohne flach zu wirken: gute Oloroso-Aromatik, saubere Fassarbeit, stimmige Balance. Die Eiche bleibt höflich im Hintergrund, Alkohol ist perfekt integriert.

Als täglicher „Luxus-Allrounder“ macht er vieles richtig und nichts kaputt. Er will nicht die heftigste Sherrybombe sein – eher der gepflegte, sichere Griff am Abend. Preislich selbstbewusst, geschmacklich sehr solide: Wer sanfte Sherry-Eleganz mag, bekommt genau das. Und ja – trotz Diskussion um den Kurs: ein Whisky, den man durchaus mal probiert haben sollte.

Eigenschaft	Wert
Herkunft	Speyside
Sorte	Single Malt
Alter	12 Jahre
Volumenprozente	40 %
Abfüller	Original
Fasstyp	Oloroso-Sherry, amerikanische & europäische Eiche
Whiskybase ID	176172
ohne Farbstoff
ohne Kühlfiltrierung
Frucht
Süße
Würze
Sherry
Rauch
Intensität
Komplexität
Fazit
Punkte	91 / 100