Allgemein
Wir verkosten heute einen ganz besonderen Whisky. Und zwar geht es heute um den Octomore Edition 07.2.
Bruichladdich?
Was haben Bruichladdich, Octomore und Port Charlotte gemeinsam? Sie gehören alle zu Bruichladdich. Während die türkisenen Flaschen von Bruichladdich ungetorfte Whiskys sind, handelt es sich bei den Port Charlotte Flaschen und stark getorfte Whiskys. Und Octomore? Das sind die super stark getorften Whiskys.
208 PPM! PPM?
PPM (phenol parts per million) gibt den Rauchanteil eines Whiskys wieder. Je höher dieser Wert, desto rauchiger. Dabei wird in einem Labor der Phenolanteil gemessen. Phenole werden freigesetzt, wenn Torf verbrannt wird. Wird also beim Darren der Gerste Torf verwendet, erhält der Whisky später einen mehr oder weniger rauchigen Geschmack.
Leicht rauchige Whiskys bewegen sich ca. zwischen 10 und 20 PPM. Bis 40 PPM dürfte der Geschmack deutlich vom Rauch beeinflusst worden sein. Die bekannten, stark rauchigen Whiskys von Ardbeg und Laphroaig liegen bei ca. 50 PPM. Und der heutige Octomore? Sage und schreibe 208 PPM! Damit erwarten wir einen heftige Rauchbombe.
Es kommt natürlich auch darauf an, ob der PPM Wert an der Gerste, dem New Make oder dem finalen Whisky gemessen wird. Beim Octomore wurde der Anteil anhand der Gerste gemessen. Das schraubt die Erwartung ein wenig zurück. Dennoch dürften wir es mit einem stark rauchigen Whisky zu tun haben.
Octomore Edition 07.2
Die aktuelle Version (Stand Sommer 2020) der Octomore Serie liegt bei 10.4. Dabei unterscheiden sich die einzelnen Versionen im Rauchgehalt, Alter, Fassart und sind nur limitiert verfügbar. Auch der Alkoholgehalt variiert. Unsere Edition 07.2 weist 58,5 Volumenprozente auf und reifte in amerikanischen Bourbonfässern und Rhone Syrah Weinfässern. Nach einer fünf jährigen Reifung wurden beide Malts vermählt. Die Region Rhone ist in Frankreich beheimatet und Syrah (in Amerika bekannt unter dem Namen Shiraz) stellt die verwendete Rebsorte dar.
Wie auch alle anderen Octomores ohne Kühlfiltration und Farbstoff.
Optik
Anhand der schwarzen Octomore Flaschen sieht man bereits, dass man es nicht mit einem herkömmlichen Whisky zu tun hat. Die Versionen X.03 werden dabei in durchsichtige Flaschen abgefüllt. Die Edition 07.2 enthält einen roten Schriftzug, was bei den Octomore Flaschen sehr selten ist.
Whiskys dieser Serie werden ohne Farbstoff auf den Markt gebracht.
Nosing
Rauch. Rauch! Genau das, was wir erwartet hatten. Ist im Aroma nur Rauch zu finden, oder verstecken sich da noch weitere Aromen?
Jedenfalls haben wir einen ziemlich süßlichen Rauch in der Nase. Diesen würden wir nicht als phenolisch beschreiben, sondern mehr Richtung Speck, Lagerfeuer. Erinnert auch ein bisschen an eine rauchige BBQ-Soße. Außerdem kündigen sich süße Himbeeren an.
Bei 208 PPM ist der Rauch doch sehr angenehm, was wir nicht erwartet haben. Er lässt sogar weitere Aromen durch. Der Alkohol ist sehr gut eingebunden und überhaupt nicht stechend.
Es kommen frische Früchte durch, wie grüne Äpfel. Ein bisschen malzig und auch salzig! Der Rauch versteckt sich nach einer gewissen Zeit nicht, wie es bei manch anderen rauchigen Whiskys der Fall ist. Heißt, auch wenn sich die Nase an den Rauch gewöhnt hat, bleibt dieser stets deutlich präsent.
Die Äpfel werden nun süß und rot. Die fruchtige Seite kommt immer mehr durch. Karamell trifft unsere Nase und wird intensiver, jedoch ohne sirupartig zu werden. Dann kommen aber gleich wieder die Früchte, der Rauch bleibt weiterhin bestehen. Wirklich genial!
Wenn man die Nase etwas länger vom Glas entfernt lässt und dann wieder dran geht, schlägt der Rauch wieder ordentlich zu. Für knapp 60% Alkoholanteil ist der Whisky ziemlich mild in der Nase. Ein paar Gewürze sind auch dabei, wie Nelken und Pfeffer. Und wenn wir uns nicht ganz täuschen, haben wir auch einen Hauch von Anis. Die rauchige BBQ-Soße kommt wieder zurück. Die Aromen wechseln schön durch.
Geschmack
Eine Explosion, schon gleich zu Beginn. Kräftig, intensiv und mit viel Rauch. Wieder machen sich süße Himbeeren breit. Neben der Süße ist auch eine leichte Bitterkeit vorhanden. Je länger man den Whisky im Mund behält, desto süßer wird er. Die Süße entwickelt sich zu schwerem Karamell, Karamellsirup.
Es kommt eine Schärfe hinzu, welche aber gut zum Gesamteindruck passt. Ein wenig maritime Noten schmecken wir auch heraus.
Nachklang
Heftig! Wow, wie soll man das beschreiben? Sagen wir, intensiv hoch 10. Wie ganz zu Beginn erwartet weiterhin mit einem hohen Rauchanteil. Dazu ein wenig Süße und am Ende ein wenig herb.
Der Whisky klingt lange nach und hinterlässt einen deutlich rauchigen Ton. Man könnte schon fast meinen, man hätte Asche im Kehlkopf.
Kommentar
Von der Aufmachung her scheint der Whisky etwas Besonderes zu sein. Das stimmt auch, denn auch im Geschmack ist er etwas Besonderes! Super eingebundener Rauch. Man sollte sich nicht täuschen lassen, wir haben eine Portion mehr Rauch beim Nosing erwartet. Aber die 208 PPM lassen auch andere Aromen durch.
Ja, dieser Whisky ist super rauchig. Doch irgendwie wird man nicht durch den Rauch erschlagen, wie z. B. bei Laphroaig oder Ardbeg (was weder positiv noch negativ ist).
Ein sehr kräftiger Whisky, mit richtig viel Power im Mund und im Nachklang. Mit fast 60 Volumenprozenten auch zu erwarten. Für volle 5 Punkte hat es zwar nicht gereicht, weil im Geschmack ein wenig die Komplexität fehlt und die Herbe eine Kante bildet, ansonsten ein wirklich guter Whisky.
Nachtrag
Das machen wir normalerweise nicht, aber wir haben beim zweiten Dram ein wenig Wasser dazugegeben.
Nosing
Der Rauch wird ein wenig modrig und erinnert an Erde. Ein Ton von Gummi kommt dazu. Jetzt erscheint aber wieder die Fruchtigkeit, die wir bereits oben erwähnten. Die eher negativ angehauchten Aromen verschwinden. Insbesondere der Rauch wird zärter und leichter. Der Whisky ist wieder sehr angenehm.
Geschmack
Jetzt ist er nicht mehr so schwer. Karamell ist zwar präsent, liegt aber jetzt nicht schwer, sirupartig auf der Zunge. Der Whisky ist, sagen wir mal, „verträglicher“. Der Mundraum wird nicht mehr erschlagen und der Rauchanteil ist geringer. Damit kommt auch die Frucht besser durch. Die leichte Bitterkeit ist auch wieder vorhanden.
Nachklang
Auch der Abgang wird sanfter. Aber immer noch mit ordentlich Wumms. Der Rauchanteil ist auch in dieser Phase geringer.
Eigenschaft | Wert |
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Herkunft | Islay |
Sorte | Single Malt |
Alter | 5 Jahre |
Volumenprozente |
58,5
|
Abfüller | Original |
ohne Farbstoff | |
ohne Kühlfiltrierung | |
Whiskybase ID | 63360 |
Frucht | |
Süße | |
Würze | |
Sherry | |
Rauch | |
Intensität | |
Komplexität | |
Fazit | |
Punkte |
88
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Zusammenfassung auf YouTube
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Hinweis: Hierbei handelt es sich um die Edition 07.3, da die 07.2 nicht mehr zu erwerben ist.
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