
Allgemein
Der Port Charlotte 10 Jahre ist ein Whisky aus dem Hause Bruichladdich. Das sind die mit den tĂŒrkisenen Flaschen. WĂ€hrend diese ohne Raucharoma daherkommen, stellt die Port Charlotte Reihe die Rauchigen dar.
Alt vs Neu
Nein, leider haben wir keinen Vergleich zur alten AbfĂŒllung. Diese Flasche kam 2018 auf den Markt und hat den Port Charlotte ohne Altersangabe ersetzt. Seitdem gehört der 10 JĂ€hrige zum Standardsortiment. Löblich!
Port Charlotte
Dieser Whisky stammt, wie bereits erwĂ€hnt, aus dem Hause Bruichladdich. Die Port Charlotte Destillerie gab es aber tatsĂ€chlich (die eigentlich Lochindaal hieĂ), jedoch wird dort seit 1929 kein Whisky mehr gebrannt.
Bruichladdich hatte bereits im Jahr 2010 die Idee, eine neue Brennerei mit dem Namen Port Charlotte zu bauen und gegen 2011 dort Whisky zu produzieren. Dieses Vorhaben wurde jedoch auf unbestimmte Zeit verschoben.
Rauch und rauchiger
Was das Thema Rauchigkeit angeht, ist Port Charlotte in der Mitte angesiedelt. Bruichladdich produziert unter dem Brennereinamen ungetorfte Whiskies (so ganz Islay untypisch). Dann kommt Port Charlotte. FĂŒr den Rauchanteil werden 40 ppm angegeben. Das ist schon ordentlich, gilt jedoch fĂŒr die Gerste! Nach der Destillation fĂ€llt dieser Anteil nĂ€mlich zurĂŒck, auch wĂ€hrend der Lagerung sinkt dieser.
Die wirklich Rauchigen werden unter dem Namen Octomore vermarktet. Hier geht es PPM-seitig in den dreistelligen Bereich..
- Bruichladdich â nicht rauchig
- Port Charlotte â rauchig
- Octomore â stark rauchig
Der neue 10er
Diese Flasche ist fĂŒr ca. 55⏠zu haben (Stand Sommer 2021). FĂŒr einen 10-jĂ€hrigen klingt das ein bisschen hoch, doch man sollte sich diese AbfĂŒllung ein wenig genauer betrachten: 50 Volumenprozente! Alkohol ist teurer als Wasser, das erklĂ€rt (zumindest teilweise) den Preis.
Auf eine KĂ€ltefiltrierung wurde auch verzichtet. Wir können von einem authentisch abgefĂŒllten Whisky sprechen, da auch kein Farbstoff zum Einsatz kam. Wenn er jetzt auch noch schmeckt, dĂŒrfte der Preis in Ordnung sein!
Der Whisky besteht aus 65% First-Fill Bourbon FÀssern, dazu kommen 10% Second Fill FÀsser. Die restlichen 25% bestehen aus französischen WeinfÀssern (ebensfalls Second-Fill). Eine spannende Mischung!
Optik
Was die Flaschenform angeht schneiden sich die Geister. WĂ€hrend die Flaschen im alten Design aus WeiĂglas bestanden und oben rund waren, wirkt diese Flasche wie eine Tonne. Manche sprechen von Spiritus- oder Medizinflaschen. Sie kommt in einem dunklen GrĂŒn. So dunkel, dass es aussieht, als wĂ€re sie schwarz.
Uns persönlich gefÀllt das Design ausgesprochen gut und besser als das Alte. Den Whisky kann man zwar in der Flasche nicht sehen, doch wir wollen diesen eh im Glas haben. Also rein damit! Er zeigt sich mit Strohfarben im Glas, bzw. Gold.
Nosing
Wie erwartet, steigt beim ersten Kontakt sofort Rauch in die Nase. Beim zweiten Kontakt merken wir schon, dass wir mehr Rauch erwartet haben, da auch auf der Flasche âheavily peatedâ steht. Man könnte ihn mit dem Bowmore 12 Jahre vergleichen, wobei der Rauch beim Port Charlotte 10 Jahre ein wenig intensiver ausfallen könnte. Das mit dem GeschmacksgedĂ€chtnis ist immer so eine Sache!
Wir haben keinen phenolischen / medizinischen Rauch in der Nase, auch wenn der Whisky aus Islay stammt und die Flasche ein wenig an eine Medizinflasche erinnert. Es ist auch kein reiner Lagerfeuerrauch.
Der Whisky ist trotz seinen stolzen 50 Volumenprozenten zurĂŒckhaltend.
Wir nehmen maritime Noten und Oliven wahr. Es ist eine tiefe, intensive, aber feine SĂŒĂe von Brombeeren vorhanden. Vanille ergĂ€nzt die sĂŒĂe Seite. KrĂ€uternoten kommen dazu, doch dieses Aroma ist noch ziemlich komprimiert, um einzelne KrĂ€uter zu nennen.
Hinter dem Rauch scheinen sich frische FrĂŒchte zu verstecken. Nach dem ersten SchlĂŒckchen kommt die SĂŒĂe noch mehr heraus, es entsteht ein schöner Kontrast. Dahinter finden wir einen Hauch von Zitrus. Das Weinfass macht auf sich aufmerksam, allerdings erst nach zwei kleinen SchlĂŒckchen.
Geschmack
Als erstes nehmen wir gleich den Rauch wahr. Dieser ist zwar deutlich vorhanden, aber nicht so intensiv, sodass Raum entsteht. So schmecken wir auĂerdem eine SĂŒĂe.
Dezente holzige Noten kommen dazu und gleich darauf maritime EinflĂŒsse. Die salzige Komponente geht an der Zunge nicht vorbei. Es mischen sich GewĂŒrze hinzu.
Der Whisky ist schön geschmackvoll und kein bisschen blass. Es beginnt ein zunehmendes Prickeln auf der Zunge, bis schon fast Chilis kommen, aber: insgesamt eher zurĂŒckhaltend. Das ist nicht negativ gemeint und gehört zum Charakter dieses Whiskys.
Nachklang
Jetzt kommen die 50 Volumenprozente mit einem krĂ€ftigen Nachtritt! Diesen spĂŒren wir noch ziemlich lange. Der Nachklang erzeugt ein wĂ€rmendes GefĂŒhl und ist ein wenig trocken.
Die verbleibende Rauchnote ist warm und nicht allzu streng, verbleibt aber noch eine Weile. Diese hat was von Lagerfeuer und Glut. Kalter Rauch hingegen kann z. B. in die Richtung Asche gehen.
Kommentar
Ein toller und etwas anderer Islay. Trotz des hohen Alkoholgehaltes kein alkoholisches Brennen und kein Hauch von âSpritâ. Die 50 Prozente zeigen sich so richtig erst im Abgang. Der Port Charlotte 10 Jahre ist ohne Zugabe von Wasser sehr gut genieĂbar.
Falls ihr diesen Whisky mal probieren solltet: Nehmt doch mal einen gröĂeren Schluck! Es entsteht eine richtige Explosion im Mund, ohne alkoholisches Brennen. Kaufempfehlung!
Eigenschaft | Wert |
---|---|
Herkunft | ![]() |
Sorte | Single Malt |
Alter | 10 Jahre |
Volumenprozente |
50
|
AbfĂŒller | Original (Bruichladdich) |
Fasstyp | First- und Second-Fill Bourbon mit Second-Fill franz. WeinfÀsser |
Whiskybase ID | 112320 |
ohne Farbstoff | |
ohne KĂŒhlfiltrierung | |
Frucht | |
SĂŒĂe | |
WĂŒrze | |
Maritim | |
Sherry / Wein | |
Rauch | |
IntensitÀt | |
KomplexitÀt | |
Fazit | |
Punkte |
88
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