Allgemein
Talisker hat einen guten Ruf bei uns. Die Whiskies dieser Brennnerei sind in der Regel würzig scharf, das sogar an eine Chili ran kommt. Wir sprechen hierbei nicht von einer alkoholischen Schärfe. Das ist der sog. “Chili-Catch”. Begleitet wird das Ganze von einem Raucharoma, mal mehr, mal weniger. Manchmal auch gar nicht.
Die Brennerei Talisker
Auf der schönen Isle of Skye ist die Talisker Brennerei gelegen. Doch Talisker ist nicht mehr alleiniger Bewacher dieser Insel. Diese Aufgabe teilt sich die Brennerei nun mit Torabhaig. Das ist eine neue Brennerei, die ihren ersten Whisky wohl im Februar 2021 auf den Markt bringt.
Talisker wurde bereits im Jahr 1830 gegründet, damit entsteht ein schöner Kontrast. Die Brennerei befindet sich im Besitz von Diageo und produziert mit einem Ausstoß von 2 Millionen Litern Alkohol pro Jahr nicht gerade wenig, würde man meinen. Denn Glenfiddich produziert z. B. die fünffache Menge.
Bourbon und Sherry
Für den Talisker 18 wurden Bourbon- und Sherryfässer vermählt. Wie viel Zeit das Destillat in welchem Fass verbracht hat, wissen wir nicht, denn hierfür gibt es keine offiziellen Angaben. Auch zur Aufteilung verliert die Destillerie kein Wort.
Das macht aber nichts, denn umso weniger können wir uns den Geschmack vorstellen. Er wird mit starken 45,8 Volumenprozenten abgefüllt und kühlgefiltert.
Optik
Die schöne Flasche kommt mit dem typischen Talisker-Karton, auf dem das stürmische Meer zu sehen ist. Jung und wild kann er mit seinen langen 18 Jahren Reifezeit nicht sein. Wie stürmisch ist er noch?
Die Flasche enthält den Hinweis, dass Farbstoff enthalten ist. Deswegen wird es schwer, besser gesagt nicht möglich sein, die Farbe dieses Whiskys zu beurteilen. Jedenfalls zeigt er sich in dunklem Gold und hinterlässt schöne Schlieren am Glasrand.
Nosing
Unser erster Eindruck ist.. Wahnsinn.
Ein herrliches, volles Aroma kommt unserer Nase entgegen. Ein Aphrodisiakum für die Nase! Ganz tief mit feinem Rauch. Dieser geht in die medizinsche Richtung mit einem Anteil Lagerfeuer. Der Rauch kann nicht “übersehen” werden, so zart ist er dann trotz seines Alters nicht. Denn das Raucharoma wird mit der Reifezeit immer schwächer. Umso erstaunlicher, dass dieser Whisky nach 18 langen Jahren dieses Raucharoma hergibt.
Knapp 46 Volumenprozente und kein Brennen oder Stechen in der Nase. Der Whisky ist so tief und kompliziert, das man Geduld mitbringen muss.
Die maritimen Noten gehen auch bei dieser langen Reifezeit nicht verloren. Die Sherrysüße kommt durch und zeigt sogar ein wenig Kirschen. Wir erinnern uns an Mon Cherie Pralinen. Leichte Süße von Toffee kommt hinzu.
Der Talikser 18 bietet eine interessante Fruchtigkeit. Es sind frische wie auch reife Früchte vorhanden. Dazu zählen helle Äpfel zu den frischen und Pflaumen zu den reifen Früchten. Immer wieder zeigt sich auch der zarte Rauch.
Die vorhandene Würze ist bemerkbar, jedoch ohne Überhand zu haben. Pfeffer, Nelken und eine Kräutermischung bestärken diese Seite. Weiter offeriert der Whisky ein wenig altes, verstaubtes Leder mit Holznoten.
Wirklich komplex. Trotz des hohen Alkoholanteils ist der Whisky ein wenig zurückhaltend, besser gesagt wirkt er weder wild noch stürmisch. Der Sturm kommt bestimmt erst auf der Zunge auf uns zu, schließlich haben wir es hier ja auch mit einem Talisker zu tun. Nach dem ersten Schlückchen kam er uns noch ein wenig voller und sogar komplexer vor. So zeigte ich auch ein Hauch von Espresso.
Geschmack
Süß mit Toffee und Kandis. Es entsteht ein angenehmes Mundgefühl mit einem kleinen salzigen Touch. Weiter schmecken wir Malz, was bei Single Malt Whisky jetzt nicht gerade unüblich ist und Kirschen heraus. Fruchtig süße Orangenmarmelade kommt hinzu.
Leichter Rauch kommt auch auf der Zunge hinzu. Es bahnt sich etwas an, denn der Whisky wird intensiver und würziger. Pfeffer und Chilis sind dabei, doch der Chili-Catch fällt viel sanfter aus als beim Talikser 10 Jahre. Dafür sind die Chilis zu lange eingekocht. Das schafft Raum für Süße, so entsteht ein direkter, schöner Kontrast.
Jetzt wird der Talisker 18 ein wenig trockener. Ein bisschen Holzigkeit ist dabei, doch die Eiche hält sich ein gutes Stück zurück. Man braucht hier keine Bedenken zu haben, von einer Eichenpracht erschlagen zu werden.
Nachklang
Das zarte Raucharoma bleibt. Fruchtige Noten von Äpfeln kommen hinzu. Die Zunge wird noch einmal gewürzt und jetzt würden wir vom Chili-Catch sprechen, auch wenn dieser nicht so sehr beißt wie bei anderen Abfüllungen von Talisker.
Der 18 Jährige hinterlässt eine trockene Zunge mit einem ziemlich langen Abgang. Der Rauch klingt noch lange nach und geht in die Richtung Holzkohle und Asche.
Der Abgang ist durchaus mächtig und stürmisch. Wenn sich alles wieder beruhigt hat, zeigen sich maritime Noten mit Orangen und süßen Sherryfrüchten.
Kommentar
Ein wirklich gut gemachter Single Malt Whisky. Das hohe Alter sorgt für Komplexität, es ist fast alles dabei, ohne dass eines der Aromen in den Vordergrund drängt.
Auch der Rauch ist wirklich gut eingebunden. Ob Talisker bei diesem Malt stark getorftes Destillat verwendet hat? Denn das Raucharoma ist für einen 18 Jahre alten Single Malt durchaus ausgeprägt.
An Bitterkeit fehlt jede Spur. Auch bleibt einem der Einschlag der Eiche erspart. Aktuell ist er für unter 100€ zu haben und damit auch gut bepreist. Denn das ist er allemal wert!
Eigenschaft | Wert |
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Herkunft | Islands |
Sorte | Single Malt |
Alter | 18 Jahre |
Volumenprozente |
45,8
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Abfüller | Original |
Fasstyp | Ex-Bourbon und Ex-Sherry |
Whiskybase ID | 57772 |
ohne Farbstoff | |
ohne Kühlfiltrierung | |
Frucht | |
Süße | |
Würze | |
Maritim | |
Sherry | |
Rauch | |
Intensität | |
Komplexität | |
Fazit | |
Punkte |
91
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