
Allgemein
Es ist immer mal wieder schön, auch einen Ausflug abseits von Schottland zu machen. Heute geht es in die USA! Verkostet wird der George Dickel No. 12.
Tennessee Whiskey oder Whisky?
An was denkt man, wenn man an Tennessee Whisky denkt? Genau, an George Dickel. Schließlich wird Jack Daniel’s ja auch mit „e“ geschrieben (Whiskey). Der Gründer, George Dickel, wollte mit dieser Schreibweise (Whisky, also ohne „e“) klar machen, dass sein Whisky auf der gleichen Qualitätsebene schwebt wie der beste Scotch. So jedenfalls der Konzern. Auch wenn auf dem Foto mit dem Sample Whiskey steht, das ist ein Tippfehler und nicht korrekt.
Tennessee Whisky oder Bourbon?
Diese Brennerei sitzt in Tennessee und produziert Tennessee Whisky. Man könnte theoretisch dennoch von einem Straight Bourbon sprechen, denn die Voraussetzungen werden erfüllt. Übrigens befindet sich die Destillerie im Besitz von Diageo.
Wie auch beim Konkurrenten Jack Daniel’s wird der Whisky durch Holzkohle gefiltert. Dieses Filterverfahren ist der sog. Lincoln County Prozess, oder auch „charcoal mellowing“ genannt. Allerdings wird der Whisky vorher heruntergekühlt. Ebenso wird nach dem Sour Mash Verfahren gearbeitet. Dabei wird ein Teil der bereits destillierten Maische der frischen Maische zugesetzt. Das hat einen positiven Effekt auf die Fermentation, da die Maische saurer wird. Denn das frische Quellwasser, welches bei der Produktion der frischen Maische verwendet wird, hat einen PH Wert von 7 und ist damit chemisch neutral. Durch Hinzugabe der alten, bereits sauren Maische fällt der PH Wert der Gesamtmaische auf ca. 5,5. Durch die Ansäuerung kann die Hefe optimal arbeiten. Jede Person, die einen Swimming-Pool betreibt, dürfte dies ein Begriff sein.
Im Übrigen arbeiten eigentlich alle amerikanischen Brennereien mit dem Sour Mash Verfahren.
Der George Dickel No. 12 wird mit 45 Volumenprozenten abgefüllt und scheint nicht für Cocktails gemacht worden zu sein (auch wenn man das natürlich gerne tun kann)!
Optik
Die Flasche erinnert auf den ersten, frontalen Blick ein wenig an Jack Daniel’s, obwohl das helle, beige Etikett farblich das Gegenteil aufweist. Die Form ist ähnlich, doch beim genaueren Betrachten fällt sofort auf, dass die Flasche des George Dickel No. 12 einen längeren Hals, keine Kanten hat und rund geformt ist, während der Jacky eher eckig ist. Auch diese Flasche bekam einen Schraubverschluss aus Plastik.
Das dunkle, kupferfarbene Kolorit kommt ohne Farbstoff daher und wird wie oben beschrieben gefiltert durch eine hohe Holzkohleschicht aus Ahorn.
Nosing
Man merkt sofort, dass es sich um einen US-Amerikaner handelt. Doch diese typische, unangenehme Note, die man relativ häufig beim Bourbon findet, ist nicht vorhanden. Jedenfalls nicht so ausgeprägt. Manche beschreiben dies als Klebstoffnote, andere wiederrum als Nagellack, Aceton.
Wir haben eine süßfruchtige Note in der Nase, das uns an Birnenkompott erinnert. Dazu reife Bananen, dessen gelbe Schalen bereits viele dunkle Flecken aufweisen. Die süße Komponente hat definitiv Überhand. Die starke Vanillenote darf auch nicht fehlen. Außerdem haben wir Eichentöne in der Nase und Kerzen, die gerade ausgepustet wurden.
Der Alkohol ist ein wenig bemerkbar. Aber das passt gut in das Gesamtaroma. Schließlich wird dieser Whisky mit 45 Volumenprozenten abgefüllt. Von Stichen oder Kratzen keine Spur.
Nach zwei kleinen Schlückchen kommt jetzt der Karamell.
Geschmack
Sehr süß mit Karamellbonbons und viel Vanille, aber trotzdem weniger süß als im Nosing. Würze mischt sich dazu. Dafür ist der Roggenanteil verantwortlich, denn dieser kann gut herausgeschmeckt werden. Natürlich nicht wie bei einem Rye-Whiskey, aber ein Anteil Roggen ist dabei.
Er ist leicht und weich, die 45 Volumenprozente sorgen jedoch für ein ganz kleines, angenehmes Prickeln auf der Zunge. Auch wieder ohne Stiche oder irgendein Kratzen.
Nachklang
Ein kleiner, pfeffriger Antritt mit einem wärmenden Gefühl. Bananen, die nicht ganz so überreif sind wie im Nosing, klingen noch nach. Der Whiskey hinterlässt irgendwie eine pappige Süße zurück.
Kommentar
Ein sehr süßer Bourbon, ähm Tennessee, der schon fast klebrig süß wirkt. Unheimlich zart und weich für seine 45 Volumenprozente. Liebhaber süßer Bourbons sollten diesen unbedingt probieren. Und vor allem Jack Daniel’s Genießer. Denn dieser Whisky gefällt uns deutlich besser als der Jack Daniel’s Old No. 7.
Eigenschaft | Wert |
---|---|
Herkunft | ![]() |
Sorte | Tennessee Whisky |
Alter | NAS |
Volumenprozente |
45
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Abfüller | Original |
Whiskybase ID | 56469 |
ohne Farbstoff | |
ohne Kühlfiltrierung | |
Frucht | |
Süße | |
Würze | |
Sherry | |
Rauch | |
Intensität | |
Komplexität | |
Fazit | |
Punkte |
82
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Scheint aber auch nicht gerade günstig zu sein. Ok, dafür bekommt man meist einen ganzen Liter. Interessanter Whisky!
Aktuell ist er für ca. 60€ (1 Liter) zu haben. Wären bei einer 0,7l Flasche 42€. Nicht gerade der günstigste Bourbon, aber noch im Rahmen. Und 45 Volumenprozente 😊 👍