
Allgemein
Der allseits beliebte Glendronach 15 Jahre Revival darf in keinem Whisky-Blog fehlen! Ein Sherry-Klassiker, der immer wieder Diskussionen auslöst – und trotzdem verlässlich für satte, dunkle Aromen steht.
Ein Klassiker unter Kennern
Kenner und Liebhaber von Sherryfass-gereiften Whiskies zählen diese Abfüllung zu den Klassikern. Die allgemeine Meinung zum Glendronach 15 Jahre ist sehr gut, da der Qualitätsstandard hoch gehalten wird – inzwischen gibt es aber auch kritische Stimmen.
Revival
Warum trägt dieser Whisky eigentlich den Beinamen „Revival“?
Der Glendronach 15 Jahre kam in den 90er-Jahren auf den Markt, damals noch im rotbraunen Karton und mit weißem Etikett. Auch diese Edition war eine Voll-Sherryreifung und wurde mit 40 Volumenprozenten abgefüllt.
Irgendwann gab es ein Designwechsel bei Glendronach. Der 15-Jährige kommt inzwischen in einer grünen Dose mit grünem Etikett und der Alkoholgehalt wurde um 6 % angehoben. Revival bedeutet übersetzt Wiederbelebung.
Der Schock um den Revival
Im Jahr 2015 kam dann der große Schock: Der Glendronach 15 Jahre wird nicht mehr produziert, da nicht genug Fässer vorhanden sind. Die Brennerei war schließlich auch von 1996–2002 geschlossen.
Bis zum Jahr 2018. Denn in diesem Jahr wurde dieser Whisky neu aufgelegt. Es hat sich auch etwas an der Zusammensetzung geändert: Auf der neuen Auflage findet man die Information, dass sowohl Oloroso- als auch Pedro-Ximénez-Fässer zum Einsatz kamen, während die alte Version gänzlich aus Oloroso-Fässern stammte.
Kühlfilterung?
Inzwischen fehlt auf der Dose die Angabe „non chill filtered“.
Es wurden sogar Stimmen laut, dass der Alkoholgehalt auf 40 % reduziert werden soll. Glendronach bestätigte jedoch, dass dem nicht so ist, auch wird weiterhin kein Farbstoff eingesetzt. Ob die neueren Whiskies künftig kühlgefiltert werden, weiß man nicht. Glendronach sagt dazu nur, dass sie sich flexibel halten möchten.
Mit ca. 70 € ist die Flasche ziemlich hoch bepreist. Möglich wäre, dass der Bestand relativ knapp ist. Falls die Kühlfilterung weggelassen werden sollte, könnte man schon von einer Absenkung des Qualitätsstandards sprechen. Ein Grund dafür könnte sein, dass man sich dem Massenmarkt nähern möchte. Naja, solange der Whisky weiterhin geschmacklich auf der Spitze steht, gibt es keinen Grund zur Sorge!

Billy Walker vs Rachel Barrie
Im Jahr 2008 wurde die Brennerei von BenRiach Distillery Co. Ltd. aufgekauft, zu der die Brennereien BenRiach und GlenGlassaugh gehörten. GlenDronach stand damit unter der Leitung von Billy Walker, der als Master Blender tätig war. 2016 verkaufte Walker überraschend seine drei Brennereien an das US-Unternehmen Brown-Forman. Ein Jahr später konnte Brown-Forman Rachel Barrie als Master Blender für GlenDronach gewinnen. Barrie war zuvor bei Beam Suntory für Bowmore tätig.
Unter alteingesessenen GlenDronach-Fans hört man immer wieder, dass Walkers Abfüllungen schmackhafter gewesen seien. Wir probieren völlig vorurteilsfrei den „Neuen“!
Fakten zum Whisky
- Distillery / Marke: Glendronach
- Region: Speyside
- Alter: 15 Jahre
- Alkoholgehalt: 46 % vol
- Fass / Finish: Oloroso- und PX-Sherryfässer
- Abfüllung / Batch: Core Range (Revival)
- Preisbereich: ca. 70 €
- Besonderheiten: Non-chill filtered, Natural Colour
Optik
Die grünen Dosen von GlenDronach machen etwas her und wirken solide verarbeitet – besonders, wenn mehrere nebeneinander im Regal stehen!
Die Flasche selbst kommt mit massivem Boden, dezentem Wappen und einem Etikett in dunklem Grün mit goldenen Akzenten. Insgesamt ein klassischer, hochwertiger Auftritt ohne Schnörkel.
Im Glas zeigt der Whisky ein dunkles Bernstein bis leichtes Kupfer, klar und glänzend. Beim Schwenken bilden sich gleichmäßige, eher langsame Tränen – ein Hinweis auf die öligere Textur. Das Gesamtbild passt zur Ausrichtung: kräftig, satt, stimmig.
Nosing
Mit dieser Besprechung verkosten wir den Glendronach 15 Jahre überhaupt zum allerersten Mal. Vielleicht ist das auch ganz gut so, da wir damit keinen Vergleich zu Billy Walkers Abfüllungen haben.
Wow, hier steckt noch mal mehr drin als beim Glendronach 12 Jahre Original. Das Aroma ist intensiv, komplex und voll.
Da für diesen Whisky gute Fässer ausgesucht wurden, ist das Sherryaroma dominant. Es ist ein toller Mix aus Oloroso- und Pedro-Ximénez-Fassaromen. Auf der einen Seite haben wir die Nussigkeit und Würzigkeit der Oloroso-Fässer, auf der anderen die süße Seite der PX-Fässer (wobei natürlich auch Oloroso Frucht und Süße abgeben kann).
Das komplexe Aroma bietet Rosinen, teilweise sogar Himbeeren, aber auch Orangen und Milchschokolade. Die Süße ist deutlich, erinnert uns fast an Erdbeeren. Dazu ein klein wenig Marzipan. Dunkle Beeren mischen sich dazu – ein herrliches, dunkles Sherryaroma.
Die Kombination aus Süße und Frucht macht einfach Spaß. Mal ist eher die Süße vordergründig, mal sind es die Früchte. Ein wenig Vanille und Kirschmarmelade kommt dazu, mit in Rum getränkten Rosinen.
Wir nehmen auch das Eichenholz wahr, aber eher im Hintergrund. Lasst euch Zeit mit diesem Dram! Es kann sehr gut sein, dass sich manche Aromen erst nach über 15 Minuten zeigen – nach dem ersten Dram oder gar später.
Geschmack
Es macht sofort „mmh“. Nach der weichen Einleitung stürmt die Würze mit schwarzem Pfeffer auf die Zunge, die Eichennoten kommen hinzu und es beginnt ein Prickeln.
Die dunklen Sherryaromen begleiten uns weiter, die Komplexität bleibt hoch. Eine schöne Süße kommt hinzu, die ein wenig sirupartig wirkt. Dazu ein bisschen frischer Tabak mit Cappuccino-Einflüssen, bis wieder die Beeren erscheinen.
Der Glendronach 15 beißt auf der Zunge – mit einer sehr schönen, reifen Pikanz. Da ist nichts mit alkoholischem Brennen oder Stechen; es ist eine würzige Lebendigkeit.
Nachklang
Auch der Nachklang begeistert. Dieser fällt lang aus und bleibt angenehm präsent. Ein sanftes Prickeln legt sich auf die Zunge, während die Eichenwürze langsam anzieht. Begleitend zeigen sich Cappuccino- und Kakaonoten, dazu eine dezente Nussigkeit. Die Sherryaromen klingen dunkel und rund nach, ohne kantig zu werden. Mit der Zeit gewinnt die Süße an Tiefe und erinnert an Honigmelasse; eine Spur Trockenfrucht und ein Hauch Leder bleiben im Hintergrund. Die Wärme hält an und füllt den Mundraum noch einmal spürbar aus.
Insgesamt ein stimmiger, gereifter Nachklang: würzig, schokoladig, angenehm süß – mit genügend Länge, um zum nächsten Schluck einzuladen.

Kommentar
Die alte Diskussion „früher vs. heute“ begleitet den Revival seit Jahren. Wir blenden das mal aus und bewerten, was im Glas ist: ein starker Sherry-Whisky mit Substanz, der Süße, Würze und dunkle Frucht sauber verbindet.
Ein originales Samples der alten Version liegt uns vor, vielleicht machen wir irgendwann doch mal den Vergleich.
Positiv: die Erwachsenheit im Profil. Er wirkt dicht, ohne zu kleben, und liefert genug Tiefe, um länger zu beschäftigen. Die Eiche ist präsent, bleibt aber im Rahmen; die Sherryanteile spielen harmonisch zusammen und kippen nicht in die Dessert-Ecke.
Kritikpunkt bleibt der Preis – hoch angesetzt, insbesondere im Vergleich zu früher. Wer jedoch gezielt nach einem klassischen, vollmundigen Sherry-Malt sucht, bekommt hier ein verlässliches Paket auf gutem Niveau.
Unterm Strich: kein Mythosjäger, sondern ein seriöser, gelungener Dram für alle, die Sherryfass lieben und einen runden, ausgewogenen Stil schätzen. Ein Whisky, der die Szene ein wenig in Unruhe versetzt hat. Solange der Grundcharakter beibehalten wird, sind wir zufrieden!
| Eigenschaft | Wert |
|---|---|
| Herkunft | |
| Sorte | Single Malt |
| Alter | 15 Jahre |
| Volumenprozente |
46 %
|
| Abfüller | Original |
| Fasstyp | Oloroso- und PX-Sherryfässer |
| Whiskybase ID | 183845 |
| ohne Farbstoff | |
| ohne Kühlfiltrierung | |
| Frucht | |
| Süße | |
| Würze | |
| Sherry / Wein | |
| Rauch | |
| Intensität | |
| Komplexität | |
| Fazit | |
| Punkte |

