Allgemein
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Nach wir vom Ledaig 10 Jahre so begeistert waren, war es klar, dass auch dieser Whisky irgendwann unser Glas finden wird. Der heutige Ledaig Sinclair Series Rioja Cask Finish mag zwar keine Altersangabe haben, doch die Nachreifung im Rioja Weinfass dürfte für eine interessante Verkostung sorgen.
Sinclair Series
Warum eigentlich dieser Name? Das lässt sich schnell erklären: Benannt wurde diese Abfüllung nach dem Gründer der Brennerei John Sinclair. Da es sich hier wohl um eine Serie handelt, dürfen wir uns auf weitere zukünftige Abfüllungen freuen. Der heutige im Rioja Fass nachgereifte Whisky ist der erste dieser Serie.
Distell Group Ltd.
Ledaig ist ein Markenname der Brennerei Tobermory, welche auf der schottischen Hebrideninsel Mull beheimatet ist. Während unter dem eigenen Namen nicht rauchige Whiskys hergestellt werden, werden unter dem Namen Ledaig die rauchigen Vertreter vertrieben. Dabei wird die Produktion jedes halbe Jahr vom rauchigen Ledaig auf den nicht rauchigen Tobermory umgestellt.
Die Brennerei ist aktuell im Besitz des südafrikanischen Spirituosen- und Weinkonzerns Distell Group Ltd. Der Konzern besitzt neben der Tobermory Brennerei auch die Destillerien Deanston und Bunnahabhain.
Rioja Finish
So, jetzt wird es wieder interessanter. Wir haben in diesem Whisky ein Finish in Rioja Rotweinfässern. Hier sollte man vielleicht ein wenig genauer werden, denn Rioja ist ein Weinbaugebiet in Spanien und keine Rebsorte. Mit seiner großen Fläche von 60.000 ha gehört dieses Gebiet zu den bedeutendsten in ganz Europa.
Hier findet man verschiedene Rebsorten, doch die rote Sorte Tempranillo macht mit über 60% der Anbaufläche den deutlich größten Teil aus.
Was steckt in diesem Whisky?
Neben dem interessanten Finish haben wir ganze 46,3 Volumenprozente in der Flasche. Wir finden keinen Hinweis auf Farbstoff aber sehr wohl die Information, dass keine Kühlfilterung durchgeführt wurde. Das liest sich doch schon mal wirklich gut!
Außerdem haben wir einen Torfgehalt von 35 ppm, das entspricht ca. dem Level der Islay Brennerei Lagavulin, also durchaus eine gehörige Portion Rauch.
Optik
👀
Die rubinrote Farbe des Whiskys erinnert uns an Terracotta. Da Tobermory hier wohl nicht mit Farbstoff gespielt hat, können wir sagen, dass das Weinfass gut durchgegriffen hat.
Nosing
👃
Zunächst einmal kommt unserer Nase eine deutliche, schöne Rauchnote entgegen. Der Rauch ist umgeben von einem Duft der Mashtun, als würde man in der Destillerie vor Ort stehen. Kein schmutziger, phenolischer Rauch, sondern eher Küstenrauch, der nicht einmal aufdringlich ist. Dazu gesellen sich Küstenaromen, wie Seetang.
Riecht man ein paar Male am Whisky, wird das Aroma süß-fruchtig. Himbeeren, rote Trauben und Johannisbeeren machen sich breit mit ein wenig schwedischem Hafergebäck. Jetzt kommt eine Schippe „Dreck“ drauf, welche ein bisschen erdig nach Bauernhof riecht. Die Himbeeren werden ein wenig säuerlich.
Inzwischen finden wir auch die Rosenblätter, welche zusammen mit den Früchten gut das Weinfass Finish präsentieren. Im Hintergrund haben wir Toffee. Jetzt kommen saftige Orangen dazu, einfach toll!
Geschmack
👅
Schöner Rauch mit geräuchertem Speck, dazu ein Spritzer Karamellsirup. Die Beerenfrüchte schauen wieder vorbei, vor allem aber Himbeeren. Auch mit dabei sind nun Erdbeeren. Pflaumen und Pfirsiche ergänzen das Angebot an Früchten. Das Weinfass hat auch Mandeln in den Whisky geworfen.
Von Jugend schmecken wir ehrlich gesagt nichts, trotz des Rauchs. Es wird ein wenig salzig und dunkle Schokolade ist im Anflug, allerdings höchstens mit einem Kakaoanteil von 70%.
Nachklang
💨
Teer und gesalzenes Karamell klingen noch eine Weile nach und werden verfeinert mit Gewürzen, vor allem aber Nelken. Der schöne Rauch verbleibt im Kehlkopf und wird langsam zu Asche.
Der Whisky gleitet sanft herunter, brennt weder auf der Zunge, noch am Hals und hinterlässt eine Trockenheit im Mundraum. Zusammen mit dem Rauch entwickelt sich ein schönes Aroma. Der Nachgeschmack ist ziemlich intensiv, trotz den zarten Abgangs.
Kommentar
💬
Hier hat Tobermory echt einen raus gehauen! Der Ledaig Sinclair Series Rioja Cask ist ein wirklich ausgezeichneter Whisky, und das auch noch in dieser Preisklasse! Aktuell (Sommer 2024) bekommt man eine Flasche für ca. 40€. Auch wenn der Whisky keine Altersangabe trägt, ist er das Geld voll wert.
Wir werden uns definitiv eine Flasche anschaffen, die auch aufgerissen wird. Für das Alter durchaus komplex mit einer schönen Rauchnote und einer fast schon gefährlichen Süffigkeit.
Eigenschaft | Wert |
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Herkunft | Islands |
Sorte | Single Malt |
Alter | NAS |
Volumenprozente |
46,3
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Abfüller | Original |
Fasstyp | Bourbon- mit Rioja Weinfass Finish |
Whiskybase ID | 251694 |
ohne Farbstoff | |
ohne Kühlfiltrierung | |
Frucht | |
Süße | |
Würze | |
Sherry / Wein | |
Rauch | |
Intensität | |
Komplexität | |
Fazit | |
Punkte |
89
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