Willett Pot Still Reserve

Ein etwas anderer Bourbon: Willett Pot Still Reserve
Ein etwas anderer Bourbon: Willett Pot Still Reserve

Allgemein

Heute darf es mal wieder ein Bourbon sein. Ehrlich gesagt hat uns die Flasche auf diesen Whiskey aufmerksam gemacht (tolles Marketing 🤭).

Willett – die früheren Jahre

Die alte Willett Brennerei wurde im Jahr 1936 erbaut und von drei Geschwistern geführt. Aufgrund der herrschenden Bourbon-Krise musste die Brennerei in den 80ern schließen.

Dennoch war es noch nicht ganz aus. Martha Willett, eine der drei Geschwistern, heiratete den Norweger Kulsveen, der die Vision hatte, das Whiskeygeschäft wiederzubeleben. So gründete er das Unternehmen Kentucky Bourbon Distillers und verkaufte den Whiskey aus dem alten Bestand.

Als die Vorräte zu Neige gingen, arbeitete er mit der bekannten und benachbarten Heaven Hill Brennerei zusammen. Dort ließ er den Whiskey produzieren, der dann im eigenen Lager reifte und unter eigenem Namen verkauft wurde. Der Whiskey wurde weltweit exportiert.

Die neue Willett Brennerei

Kulsveen kaufte der Familie in den 80ern das Grundstück und Unternehmen ab. Somit ist er Besitzer des Unternehmens, welches auch von seiner Frau und seinen Kindern betrieben wird.

Im Jahr 2012 eröffnete an alter Stelle eine neue Brennerei. Die Restauration hat sieben Jahre gedauert. Und außerdem ließ Kulsveen eine Pot Still bauen, was in der Bourbon Welt selten ist. In diesem Zuge wurde das Unternehmen wieder in Willett umbenannt. Destilliert wird hier mit einer Column und Pot Still.

Willett Pot Still Reserve

Das Repertoire von Willett umfasst verschiedene Abfüllungen. Wir beschäftigen uns heute mit der wahrscheinlich schönste Flasche des Sortiments.

Der Willett Pot Still Reserve kommt mit 47 Volumenprozenten in die Flaschen und die Maische weist einen hohen Anteil an Roggen und Gerste auf. Diese Flasche gab es auch schon vor 2016 zu kaufen. Bedeutet also, dass die alten Abfüllungen nicht in der Willett Brennerei destilliert wurden, sondern bei Heaven Hill. Da Willet erst im Jahr 2012 angefangen hat, zu brennen, dürften die ersten Whiskies ab 2016 erhältlich sein.

Straight und kein reiner Pot Still

Warum 2016? Der Willett Pot Still Reserve ist ein Kentucky Straight Bourbon. Ein Straight Bourbon hat eine Mindestreifedauer von zwei Jahren. Ist der Whiskey jünger als vier Jahre, muss die Reifedauer auf dem Etikett angegeben werden. Diese Angabe fehlt auf dem Etikett des Willett, also ist dieser mindestens vier Jahre alt. Mehr dazu hier: Whisky Sorten – Straight Bourbon.

Damit sind die alten Abfüllungen auch keine Pot Still Whiskeys, da Heaven Hill keine Pot Stills hat. Die Maische besteht übrigens aus weniger als 80% Mais, der Roggen und Gerstenanteil soll ziemlich hoch sein. Das dürfte einen würzigen Bourbon ergeben. Aber das finden wir nur raus, wenn wir probieren!

Die neueren Abfüllungen sind im Übrigen auch keine Pot Still Whiskeys. Denn in der ersten Brennstufe halten die Column Stills her, in der zweiten dann die Pot Still.

Optik

Die Flasche ist eher ein wunderschöner Dekanter in der Form eines Pot Stills. So sieht die Brennblase bei Willett auch aus. Nach dem Austrinken könnte man die Flasche wiederbefüllen und weiterverwenden. Aufgrund der Flaschenform gluckert es bei jedem Ausgießen. Das dürfte die meisten eher freuen als nerven.

Der schöne, mahagonifarbene Whiskey erhöht die Vorfreude. Naütrlich ohne Farbstoff!

Muss man ihm lassen: Die Flasche ist wirklich schön
Muss man ihm lassen: Die Flasche ist wirklich schön

Nosing

Oh ja, ein schöner Bourbon. Frei von Klebstoff und Lösungsmitteln, oder wie man auch immer das Fehlaroma bei einigen eher günstigen Bourbon nennen möchte.

Die Vanillenote kommt natürlich ganz klar zum Vorschein. Der Whiskey ist süß, aber nicht so extrem, wie man es von Bourbon kennt. Die Vanille erinnert an eine Vanilleschote, die man im Supermarkt kaufen kann.

Für seine 47 Volumenprozente ziemlich mild. Es kommen eine Menge Mandeln hinzu. Mit der Süße ergibt sich ein Aroma von Marzipan. Dazu kommt viel Zimt und sogar eine Fruchtigkeit von Aprikosen mit kaum Eichennoten.

Geschmack

Zunächst zeigt sich der Willett Pot Still Reserve sehr süß auf der Zunge. Wie es die Nase versprochen hat, schmecken wir auch Aprikosen heraus.

Und dann kommt der Biss! Der Whiskey wird immer würziger und bissiger, sogar schon feurig. Wow, ganz schön heftig! Er breitet sich großflächig aus und wirft dazu noch ein paar Aromen ab.

Neben der Zimtnote kommen Nelken dazu und eine große Portion Zedernholz. Die Holzigkeit hat sich im Nosing gänzlich versteckt. Das darf jedoch nicht mit Bitterkeit verwechselt werden, denn diese hält sich sehr zurück. Der Speichelfluss löscht den Brand und es wird immer trockener.

Abgang

Auch im Nachklang nochmal heftig mit einem Nachtritt. Dazu süß und einer Trockenheit im Mundraum.

Hinten raus haben wir wieder eine Menge Mandeln und ein wenig Pflaumen mit einer kleinen Assoziation zu Hustensaft. Der Whiskey wirkt noch ziemlich lange nach.

Kommentar

Nicht nur die Geschichte von Willett ist interessant, sondern auch diese Abfüllung. Denn hier steckt ordentlich was dahinter.

Der Willett Pot Still Reserve ist ein wirklich schöner Bourbon, der ziemlich anders ist. Dazu zählt die ausgeprägte Würze und die im Verhältnis zu anderen Bourbon geringere Süße. Und natürlich die Flasche!

Eigenschaft Wert
Herkunft
Sorte Kentucky Straight Bourbon
Alter NAS
Volumenprozente
47
Abfüller Original
Whiskybase ID 153540
ohne Farbstoff
ohne Kühlfiltrierung
Frucht
Süße
Würze
Sherry
Rauch
Intensität
Komplexität
Fazit
Punkte
86

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