Allgemein
Heute auf unserem Fass: Der große Bruder des Balvenie 12 Jahre Double Wood. Wie man sieht, heute draußen, denn das Wetter lädt zu einem Outdoor-Tasting ein!
Doppelte Reifung
Der Balvenie 17 Jahre Double Wood setzt auf die gleiche Rezeptur, jedoch mit fünf Jahren mehr Reifezeit.
Somit erfolgt auch bei dieser Abfüllung die erste Reifung in amerikanischen Bourbon-, die Zweite in europäischen Sherryfässern. Das erkennt man auch sofort, wenn man sich die Tube dieser Flasche genauer ansieht. Den größten Teil der Reifezeit verbrachte das Destillat in den Bourbonfässern.
Für den erfahrenen Genießer
Während der 12 Jährige den Einstieg in die Brennerei bietet, ist der 17 Jährige eher für den erfahrenen Genießer gedacht. So kommt diese Abfüllung auch mit drei Volumenprozenten mehr in die Flasche. Durch den leicht erhöhten Alkoholgehalt dürften mehr Aromen durchkommen, denn schließlich ist Alkohol der Überträger der Aromen. Ist zu viel Alkohol enthalten, könnte sich eine Schärfe zeigen, welche bestimmte Aromen verdeckt und den Gesamteindruck zerstört. In solchen Fällen sollte mit Wasser gepanscht werden.
Qualität und Preis
Mit ca. 100€ für eine Flasche kann man durchaus von einem stolzen Preis reden. Doch stimmt die Qualität? Die Whiskys von Balvenie sind zu den gleichaltrigen Kontrahenten in der Regel teurer, bieten aber Güte und Tiefgang (was natürlich nicht bedeutet, dass die Konkurrenz Whiskys minderer Qualität anbietet). Lasst es uns herausfinden!
Update Mitte 2021: Leider wurde diese Abfüllung eingestellt. Damit wird diese Flasche zu den Seltenen gehören, was eigentlich immer ein Preisanstieg bedeutet.
Optik
Die Flaschen der Brennerei Balvenie sind einfach schön, das muss man schon mal sagen. Das bordeauxfarbene Etikett macht mit den schönen Schriftzügen eine wertige Figur.
Mit einem schönen, dunklen Bernstein zeigt sich der Whisky im Glas. Leider ist die Aufschrift zu finden, dass Farbstoff im Spiel ist. Wie auch bei den anderen Balvenie-Whiskys fragen wir uns, ob nur ein kleinster Anteil zur einheitlichen Farbgebung oder in Wirklichkeit sogar gar kein Farbstoff zum Einsatz kam.
Nosing
Eine herrliche Süße macht den Starter. Man riecht sofort heraus, dass der Whisky schön reif ist. Die Süße zeigt Toffee und schweres Karamell mit Vanille.
So langsam kommen auch die Früchte durch. Typisch Balvenie, haben wir die saftige Orange in der Nase. Die Fruchtigkeit wird intensiver und Eiche kommt hinzu. Es folgt ein kleiner Auftritt des Sherrys. Nicht so intensiv wie vollkommen im Sherryfass gereifte Whiskys, aber definitiv wahrnehmbar. Jetzt haben wir ein wenig grüne Äpfel. Wenn dieses Aroma einmal in der Nase schwebt, wird es immer deutlicher.
Die 43 Volumenprozente sind wunderbar eingebunden. Der Whisky ist wirklich schön komplex. Karamellisierte Mandeln, Vanille, Marzipan, Stollen.. und die saftige Orange kommt zurück. Die Frucht entwickelt sich weiter und erinnert ein wenig an Erdbeeren, Kirschen, Pflaumen und Mirabellen.
Wie bei allen komplexen Whiskys, sollte man sich ein wenig damit beschäftigen. Es kommen immer mehr Komponenten zum Vorschein. Man möchte das Glas nicht mehr aus der Nase halten!
Geschmack
Auch wieder klassisch Balvenie liegt dieser Whisky weich auf der Zunge, jedoch intensiv und voll. Es folgt eine angenehme Schärfe von Ingwer. Wieder mit viel Frucht und einer Portion Süße, vorne dabei Orangen und schwarze Johhannisbeeren. Dazu ausbalancierte Würze. Auch im Geschmack ist der Balvenie 17 Jahre Double Wood schön rund und bietet Tiefgang.
Schluckt man den Whisky nicht sofort herunter, erkennt man die Komplexität im Geschmack. Würzig, holzig, sogar auch ein wenig Sherry.
Nachklang
Der Antritt ist nicht besonders kräftig, aber für Balvenie Verhältnisse ein wenig stärker als sonst. Ein dennoch weicher Nachklang, schön anhaltend und sogar ein wenig wärmend. Honigsüße, Eiche und Gewürze zeigen die Reife des Whiskys. Süße Beeren, insbesondere Orangen, verbleiben noch ein wenig.
Kommentar
Zu teuer für einen 17 Jahre alten Whisky? Man bekommt mit dieser Flasche einen wirklichen tollen Single Malt. Hochkomplex, angenehm, Genuss pur. Auch wenn 17 bereits ein ordentliches Alter ist, dieser Whisky kann es durchaus auch mit älteren Kollegen aufnehmen.
Eine Geschmacksexplosion, ohne zu scharf zu werden mit langem Nachklang. Dazu die komplexe Nase. Klingt wie ein Traum eines Whiskys? Wer ca. 100€ für eine Flasche Whisky übrig hat (Stand Sommer 2020), dürfte die Antwort bekommen. Jedenfalls können wir sagen: Dieser Tropfen hat uns alles andere als enttäuscht. Die 43 Volumenprozente sind wunderbar gewählt. Mit 46 oder mehr Prozenten würde der Whisky wahrscheinlich ein wenig zu scharf daherkommen und einige der feinen Aromen könnten im Nirwana landen.
Der Preis geht daher vollkommen in Ordnung. Es gibt sogar jüngere Whiskys, oder sogar welche ohne Altersangabe, die teurer sind. Kaufempfehlung!
Auch an dieser Stelle noch einmal das Update: Diese Abfüllung wurde eingestellt. Falls man noch irgendwo eine Flasche findet, bekommt man diese bestimmt nicht mehr für den alten Preis.
Eigenschaft | Wert |
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Herkunft | Speyside |
Sorte | Single Malt |
Alter | 17 Jahre |
Volumenprozente |
43
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Abfüller | Original |
Fasstyp | Bourbon und Sherry Fässer |
Whiskybase ID | 38464 |
ohne Farbstoff | |
ohne Kühlfiltrierung | |
Frucht | |
Süße | |
Würze | |
Sherry | |
Rauch | |
Intensität | |
Komplexität | |
Fazit | |
Punkte |
91
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Schade, dass er immer teurer wird. War einer meine Lieblinge.
Vor ein paar Monaten wurde dieser Whisky eingestellt. Das ist wirklich sehr schade!